Um die Mitte des 19. Jhs. gingen bei der Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier die ersten Berichte über römische Töpfereien im Gemeindewald von Speicher ein. 1876/77 legte J. Plein-Wagner die ersten Öfen "auf der Herst" (13) frei. 1881 grub F. Hettner, erster Direktor des 1877 gegründeten, damaligen Provinzialmuseums Trier, an vier verschiedenen Stellen ("auf der Zweibach" [16]; "Mülcher Driesch" [19]; "Pützchen" [20]; "Herforster Wäldchen" [21]) fünf Töpferöfen und zwei Ziegelöfen ("auf der Herst" [13]) aus. 1894 führte J. Plein-Wagner die Grabungen im "Herforster Wäldchen" [21]) und am "Pützchen" [20] fort. 1917/18 fand unter der Leitung S. Loeschckes eine planmäßige Grabung "auf der Zweibach" (16) statt. Zutage traten fünf Öfen unterschiedlicher Zeitstellung. Aus dem stratigraphisch zuweisbaren Töpfereiabfall ließen sich 32 Gefäßformen des 2. Jhs. (= Speicher I) und 52 Gefäßformen des 3. Jhs. (= Speicher II) wiederherstellen.
1919 sah man sich auf dem "Herforster Wäldchen" (21) zur Durchführung einer Notgrabung veranlaßt. Raubgräber hatten sich am Mauerwerk zweier Töpferöfen und eines Nebengebäudes (= Werkstatt) zu schaffen gemacht. 1922 wurden die von F. Hettner "auf der Herst" (13) freigelegten Öfen neu vermessen und instand gesetzt. Gleiches geschah 1930. 1950 wies man an der "Langmauer" (17) drei Gebäude, drei Öfen und eine Eisenschmelze nach. Die jüngste Grabung fand 1977 auf dem "Pützchen" (20) statt. Zwei Gebäude, drei Öfen und ein Brunnen konnten untersucht werden.
Zusammenfassend stellt sich der bisherige Forschungsstand wie folgt dar: Auf 21 Fundstellen verteilen sich 32 Töpferöfen, 2 Ziegelöfen und mehrere Schlackenhügel. Die Zahl der Fundplätze läßt auf eine lockere, womöglich weilerartige Bebauung schließen. Auffallend ist, daß etliche Töpfereien nicht auf tertiärem Boden, sondern in einiger Entfernung zu den Tongru- ben im triasischen Buntsandsteingebiet liegen. Die Versorgung mit Arbeitsmaterial, Wasser und Brennholz wird ebenso wie die Belieferung der Absatzmärkte ihren Niederschlag in einem ausgebauten Wegenetz gefunden haben.
Fundmaterial und Grabungsunterlagen befinden sich in der Obhut des Rheinischen Landesmuseums Trier. Jahresberichte liefern Informationen zum gegenwärtigen Forschungsstand. S. Loeschckes Typenübersicht (Speicher I und II) hat keine Fortsetzung erfahren. Obwohl die römischen Töpfereien von Speicher seit rund 150 Jahren Gegenstand archäologischer Forschungen sind, steht die wissenschaftliche Aufarbeitung des Fundmaterials immer noch in den Anfängen.
1998 ist das Heimatmuseum Speicher um die Attraktion der "Römischen Meile" bereichert worden. Im Sog dieser Ausstellung geriet die Beseitigung eines Forschungsdesiderats in greifbare Nähe. Zwei Jahre später konnte - finanziert aus Haushaltsmitteln der Verbandsgemeinde - mit der Aufarbeitung der Grabungskampagne von 1950 (= FST. 17) begonnen werden. Dokumentation und Fundmaterial werden als Teil der künftigen Dauerausstellung im Heimatmuseum Speicher Platz finden.
Aus der Idee heraus, für die Sammlung Jacob Plein-Wagner einen Katalog zu erstellen, ist in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Michael J. Plein anläßlich des diesjährigen Internationalen Museumstages das nachstehende Verzeichnis entstanden.
Besagte Objekte sind zwischen 1876/77 und 1903 von Jacob Plein-Wagner zusammengetragen worden. Einige davon gelangten im Zuge einer Tauschaktion 1917 in den Besitz des Provinzialmuseums Trier. Die Originale sind gegen Kopien abgetreten und vermutlich von S. Loeschcke im Inventar unter 17,28-17,38 verzeichnet worden. Hinter dicken Mauern geschützt, überstanden die Exponate der Sammlung Jacob Plein-Wagner die Wirren des 2. Weltkrieges nahezu unversehrt.
Die Sammlung umfaßt Zeugnisse antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Töpferhandwerks. Die Ausstellung wird durch Produkte der älteren und jüngeren Firmengeschichte ergänzt. Stücke merowingischer Zeitstellung fehlen. Der vorliegende Katalog beschäftigt sich ausschließlich mit den Erzeugnissen der römischen Kaiserzeit. Die Aufarbeitung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Ware steht noch aus.
Im Katalog sind, verteilt auf sieben Kapitel, 71 Objekte verzeichnet. Auf Inv.-Nr. und Beschreibung folgen Angaben zu Erhaltungszustand, Material, Fundort, Form, Datierung. Maße und Funktion sind den Bildern der Objekte zugeordnet.